Das Apa-Apollo-Kloster von Bawit

von Aileen Keenan

Das koptische Kloster in Bawit wurde um das Jahr 385 n. Chr. von dem Heiligen Apollo gegründet. Es erreichte seine Blütezeit im 7. und 8. Jahrhundert und wurde spätestens im 12. Jahrhundert verlassen. Es erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 40 Hektar und liegt am Rand eines Plateaus am Rande der Wüste, 28 km von Hermopolis Magna und in der Nähe des Dorfes Dashlout entfernt. Die Stätte wurde im Jahr 1901 von dem Franzosen Jean Clédat in Zusammenarbeit mit dem Institut Français d’Archéologie Orientale wiederentdeckt. Bei den seit dem 20. Jahrhundert fortlaufenden Ausgrabungen wurden verschiedene Gebäudekomplexe gefunden, darunter Wohn- und Gebetsräume. Die Funktionen aller Räume sind jedoch noch nicht vollständig geklärt. Bislang wurden auf dem Gelände zwei Kirchen, Gemeinschaftsgebäude wie Refektorien oder Gebetsräume sowie Unterkunftsgebäude für einzelne Mönche entdeckt. Es gibt auch Küchen, Lagerräume, Gärten und Felder sowie möglicherweise sogar eine Schule, eine Bibliothek und ein Krankenhaus, wie es durch Schriftfunde angedeutet wird. Die noch vorhandenen Wandfragmente zeigen aufwendige Malereien, die hauptsächlich Heiligen- und Mönchsdarstellungen, Themen aus der Heilsgeschichte und Szenen aus der frühchristlichen und römischen Grabkunst zeigen. Aus den Schriftfunden kann teilweise das Alltagsleben der Mönche rekonstruiert werden: Sie waren größtenteils Selbstversorger aufgrund ihres ausgedehnten Besitzes und ihrer Ländereien in der näheren und weiteren Umgebung. Das Kloster besaß umfangreichen Landbesitz und ein ausgeklügeltes Steuersystem zur Verwaltung desselben. Es war sozusagen ein wirtschaftlicher Mittelpunkt während seiner Existenz. Kulturell ist das Kloster im Zusammenhang mit den Klöstern Apa Jeremias in Saqqara und Apa Anoup zu sehen, die alle drei denselben Heiligenkult betrieben.

Literatur:

Freskodekoration einer Nische aus Bawit,
Museum Kairo Inv. Nr. 7118, Temperamalerei, 6./7. Jhd.