von Johannes Dickhaut
Die frühesten Zeugnisse, die die Anwesenheit einer christlichen Gemeinde in Hermopolis Magna belegen, sind uns in Form literarischer Papyri aus dem 3. Jh. sowie dokumentarischer Papyri aus dem 4. Jh. n. Chr. erhalten. Ein wichtiger Anhaltspunkt in diesem Zusammenhang ist der Fakt, dass es sich bei Hermopolis Magna um einen der ersten Bischofssitze in Ägypten handelte. Dabei ist bis heute nicht endgültig geklärt, wer der erste Bischof von Hermopolis Magna gewesen ist und somit steht auch weiterhin die Beantwortung der Frage aus, wann genau der Ort zum Bischofsitz wurde.
Eine Quelle, die uns hierauf eine vermeintliche Antwort bietet, ist die Kirchengeschichte von Eusebius. In ihr wird von einem von Bischof Dionysios von Alexandria (247/48–264/65) ausgehenden Briefwechsel berichtet, welcher u. a. an einen gewissen Bischof Kolon von Hermopolis adressiert war (Eusebius, Hist. Ec. VI 46, 1-2). Diese Passage legt die Vermutung nahe, dass Hermopolis Magna bereits seit der Mitte des 3. Jh. Bischofsitz gewesen ist. Im Rahmen der Quelle wird allerdings nicht abschließend geklärt, ob bei besagtem Hermopolis, von Hermopolis Magna oder dem ebenfalls denkbaren Hermopolis Parva die Rede ist.
Die erste quellengesicherte Persönlichkeit in der Position als Bischof von Hermopolis Magna war Bischof Dios. Dieser hatte am Konzil von Nicaea (325) teilgenommen und ist mit umfangreichem Grundbesitz in Hermopolis Magna in der Landliste II (P. Flor. I 71) nachzuweisen. So lässt sich festhalten, dass in Hermopolis Magna ab dem 3. Jh. eine etablierte Christengemeinde vorzufinden war und der Ort spätestens seit dem 4. Jh. zu einem der Zentren des frühen Christentums in Ägypten avancierte. Seit dem 5. Jh. trat die Kirche zunehmend als eine Institution in Erscheinung, die sowohl im wirtschaftlichen als auch im sozialen Alltag die Lebenswelt der Stadt prägte. Die auffälligste Neuigkeit im Stadtbild stellten dabei die nun aufkommenden christlichen Bauten dar. Die im 5. Jh. erbaute Basilica, deren Grundriss in den 1940er Jahren freigelegt wurde, ist hierbei das prominenteste und am ausführlichsten untersuchte Beispiel. Sie wurde am Rande der antinoitischen Straße auf dem Grund eines ehemaligen ptolemäischen Heiligtums errichtet, dessen ursprüngliche Bausubstanz sich in den Strukturen der Kirche nachweisen lässt.
Literatur:
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