Götter und Kultorte von Hermopolis

von Korbinian Ring

Für die ägyptische Zeit lassen sich in Hermopolis zahlreiche Gottheiten und Kulte nachweisen. Nur wenige Kulte jedoch können sicher in der Topographie verortet werden. Im Tempelbezirk nördlich der Antinoitischen Straße befanden sich der große Amun-Tempel aus der 19. Dynastie sowie der Thot-Tempel. Thot war der Stadtgott und hatte neben der Achtheit, die ebenfalls einen Tempel besaß, die wichtigste Stellung. Er erscheint in vielen Formen und kann viele Aspekte aufweisen, besonders relevant sind jedoch seine Rollen als Mondgott, Schreiber, in der Magie und als Schöpfer. Durch die Darstellungen im Amun-Tempel in Hibis sind mehrere Aspekte und verschiedene Priesterschaften in Hermopolis belegt. Ein Orakel des Thot befand sich am Eingang der Tiernekropole von Tuna el-Gebel.

Neben Thot und der Achtheit treten unter anderem der Schöpfergott Schepsi, Nehmenttaui, die Schreibergöttin Seschat, Chnum, Heqet und Wenut, die Titulargöttin des Hasengaus, auf.

In griechisch-römischer Zeit kommen neue Gottheiten dazu. Aus Erwähnungen in Inschriften und Papyri lassen sich wenigstens drei Heiligtümer des Serapis – davon zwei in Hermopolis selbst und eines in Tuna el-Gebel – rekonstruieren sowie Tempel und Priesterschaften für Apollon, Athena und Aphrodite. Von letzterer zeugen auch Fragmente einer Kopie der Aphrodite von Knidos. Hadrian und Antinoos erhielten nach ihrer Vergöttlichung wohl ebenfalls Tempel in der Stadt.

Literatur:

  • Bonnet (2000) 293–295 s. v. Hermopolis Magna (H. Bonnet)
  • D. Kessler, Hermopolitanische Götterformen im Hibis-Tempel, in: K. Martin – E. Pardey (Hrsg.): Es werde niedergelegt als Schriftstück. Festschrift für Hartwig Altenmüller zum 65. Geburtstag, Studien zur altägyptischen Kultur 9 (Hamburg 2003) 211–223
  • L. Medini, La topographie religieuse d’Hermopolis à l’époque gréco-romaine, Camenulae 7, 2011
  • M. A. Stadler, Weiser und Wesir. Studien zu Vorkommen, Rolle und Wesen des Gottes Thot im ägyptischen Totenbuch, Orientalische Religionen in der Antike 1 (Tübingen 2009)