Günther Roeder (1881–1966)

von Leonie Zinth

Günther Roeder war ein deutscher Museologe und Archäologe, der wichtige Beiträge zur Dokumentation und Erforschung von Hermopolis Magna und weiteren antiken Orten leistete. 

Sein akademischer Werdegang begann 1899 mit einem Studium in Jena und Berlin. Er beschäftigte sich mit der arabischen, hebräischen und ägyptischen Sprache sowie der allgemeinen Sprachwissenschaft. Hinzu kam noch das Studium der Altertumskunde. Er wurde schließlich im Sommer 1903 mit einer Arbeit über Die Praeposition r in der Entwicklung der aegyptischen Sprache promoviert. 

Nur wenige Jahre später trat er seine erste Reise nach Ägypten an, welches seine zweite Heimat werden sollte: Von 1907–1911 war er mit der Dokumentation nubischer Tempel betraut und für das Ägyptischen Museum Kairo tätig. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland habilitierte er sich und war einige Zeit als Privatdozent für Ägyptologie tätig. 1915 wurde er Direktor des Pelizaeus Museums – eine Stelle, die er 30 Jahre bekleidete. In dieser Zeit prägte er maßgeblich die Sammlung und den Ruf des Museums. Von 1929 bis 1939 leitete er schließlich mehrere Ausgrabungen in Hermopolis Magna in deren Rahmen große Teile des Thot-Tempels freigelegt werden konnten. Die Menge der Funde und Roeders Dokumentation waren so umfangreich, dass einige der zugehörigen Publikationen erst posthum erscheinen konnten. Seine Tagebücher und Fotographien* geben direkte Einblicke in den Alltag der Grabungen und bilden bis heute wichtige Quellen für die Erforschung von Hermopolis Magna. 1940 wurde er zum Direktor des ägyptischen Museums Berlin berufen, verlor den Posten aber nach Kriegsende wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP. Roeder wurde aber schließlich 1948 entnazifiziert und entlastet. 

Roeder erlangte durch seine zahlreichen unterschiedlichen Tätigkeiten und Vortragsreisen auch internationale Bekanntheit. Auch seine zahlreichen, aufschlussreichen Publikationen trugen maßgeblich zu seinem Vermächtnis bei. Er blieb bis ins hohe Alter aktiv und umtriebig. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete er an Manuskripten für weitere Werke. Roeder starb 1966 in Kairo auf seiner letzten Reise nach Ägypten. 

Literatur: 

  • M. L. Bierbrier, Who was Who in Egyptology (London 2019) 397–398
  • P. Brose, Vorgeschichte und Ablauf der Grabungen der Deutschen Hermopolis-Expedition in Hermopolis Magna, in: M. Flossmann-Schütze – A. Free – F. Hoffmann (Hrsg.), Weltentstehung und Theologie von Hermopolis Magna II. Die Deutsche Hermopolis-Expedition im Licht aktueller Forschung, Tuna el-Gebel 11 (Vaterstetten 2022) 285–392
  • P. Brose – F. Hoffmann, Die Tagebücher der Deutschen Hermopolis-Expedition, in: M. Flossmann-Schütze – A. Free – F. Hoffmann (Hrsg.), Weltentstehung und Theologie von Hermopolis Magna II. Die Deutsche Hermopolis-Expedition im Licht aktueller Forschung, Tuna el-Gebel 11 (Vaterstetten 2022) 127–283
  • M. Flossmann-Schütze – L. Medini, The Émile Baraize archive and the reconstruction of the „Agora“ in Hermopolis Magna, in: M. Flossmann-Schütze – A. Free – F. Hoffmann (Hrsg.), Weltentstehung und Theologie von Hermopolis Magna II. Die Deutsche Hermopolis-Expedition im Licht aktueller Forschung, Tuna el-Gebel 11 (Vaterstetten 2022) 421–478
  • H. Reyer, Der Ägyptologe Günther Roeder 1881–1966. Biographische Skizze eines Hildesheimer Museumsdirektors mit einem Verzeichnis seiner Schriften, in: „Zur Zierde gereicht…“. Festschrift Bettina Schmitz zum 60.Geburtstag am 24. Juli 2008, Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 50, (Hildesheim 2008) 187–216