von Frauke Pumpenmeier (überarbeitet von Jessica Izak)
Die Weihinschrift auf der Ostwand des nördlichen Pylonflügels wurde erstmals 1901 von Mohammed Chabân aufgenommen und 1907 publiziert. Heute ist sie durch Salzausblühungen stark beschädigt und kaum noch erkennbar. Die von zwei Flaggenmasten flankierte Darstellung ist insgesamt 3,22 m hoch und 2,65 m breit. Der Rest der Wand ist undekoriert.
Der Text erstreckt sich über 26 Zeilen und ist eine Hymne an Merenptah von Thot und der Achtheit, die anlässlich des Thotfestes verfasst wurde, während Thot im Amun-Tempel ruhte. Thot preist den König für seine Festopfer und seine allgemeine Weisheit und verleiht ihm als Zeichen der Anerkennung ewige Herrschaft. Die Achtheit stimmt in den Lobgesang ein wie ein Hintergrundchor. Weiter folgt eine Beschreibung der Materialien des neuen Tempels und der Opulenz des ihn umgebenden Gartens und schließlich zieht Gott Amun in den Tempel ein.
Die Szene oberhalb der Weihinschrift veranschaulicht den Inhalt: König Merenptah, mit Cherep-Szepter und Anch-Zeichen in den Händen, übergibt den Tempel an Amun. Dabei ist jedoch der ibisköpfige Thot mit Mondkrone als Empfänger dargestellt, der dem König zahlreiche Regierungsjubiläen in Form einer Jahresrispe mit den Zeichen für Hb-sd, 100.000 und Sn-Ring als Dank für seine Stiftung überreicht. Der Tempel ist als schematische Darstellung eines Tores mit Hohlkehle zwischen ihnen zu sehen, beschriftet mit “dj(.t) pr n nb=f”. Er wird weiter als “Hw.t (n.t) k3 n Jmn Mrj-n-PtH Htp-Hr-M3a.t” bezeichnet, also als Ka-Tempel für den Amun des Merenptah.
Hinter Thot sind in zwei Registern sechs weitere Gottheiten dargestellt: oben Amun, dahinter vermutlich Schepsi und Re-Harachte, unten Horus-in-Hermopolis, Thot des Ramses II. und Nehmet-away. Seitlich sind auf einem erhabenen Rahmen von etwa 40 cm Breite der Horus-, Kronen- und Geburtsname Merenptahs geschrieben, links gefolgt von “mrj-DHwtj, nb-Xmnw” und rechts von “mrj-Jmn nsw-nTrw, nb-p.t”. Den unteren Abschluss bildet ein etwa 25 cm hoher Fries aus abwechselnden Palastfassaden und Rechyt-Vögeln mit oberägyptischen und unterägyptischen Pflanzen (Lotus und Papyrus).
Die Einweihung des Tempels für den “Staatsgott” Amun und die Bestätigung der Herrschaft des Königs fanden nicht zufällig im Rahmen des Thotfests am 19. I. Achet statt. Es wurde gezielt inszeniert, um die königliche Macht zu bestätigen, wie aus späteren Quellen hervorgeht.
Literatur:
- M. Chabân, Fouilles à Ashmounéin, ASAE 8, 1907, 216–218, Taf. I
- G. Roeder, Zwei hieroglyphische Inschriften aus Hermopolis (Ober-Ägypten), ASAE 52.2, 1954, 319–357, Taf. I–VI
- KRI IV, 27–30